O. – Ophélie l’Anarchie |
Text von Emilia de Fries und Marleen Ilg nach Motiven von William Shakespeare |
Uraufführung
Wächterin meines Geistes war ich von Beginn an selbst und für mich allein. Schotten dicht. Trotz oder vielleicht gerade wegen der Meute an Beschützern: Flucht statt Fluss! Ophelia bricht auf zu neuen Ufern. Es gibt ein Außen und ein Innen. Wenn das eine brüllt, kann das andere noch schweigen. Muss es aber nicht. Also raus mit der Sprache. Und zwar mit Substanz! Ich, Ophelia, heute O. Wo keine*r hinhört, kann jede*r sprechen wie´s gefällt. Vorübergehend findet sich Zuflucht, bloß der Fluchtpunkt schwirrt noch umher.
Ophélie l’Anarchie ist eine laute Annäherung an eine leise Figur. Als schemenhafter Charakter erscheint Ophelia als ein Instrument ihrer Umgebung. Herausgelöst aus dem Korsett ihrer Figur, widmet dieses Projekt ihr ein eigenes Stück. Die immer Reagierende wird zur Protagonistin O. Wir schreiben das Jahr 1600 und 2018. O. stellt sich Fragen über Rollenbilder und Staatsformen, reflektiert ihre Vergangenheit und sammelt selbstkritisch ihre Gedanken für eine mögliche Zukunft. Emilia de Fries positioniert sich als Autorin und sucht gemeinsam mit ihrem Team nach Sprache, Vorgang und Musik für das Prinzip O. – nicht nur der Emanzipationsvorgang einer Schauspielerin aus Stadttheaterstrukturen und überkommenen Geschlechterbildern, sondern auch die Fragestellung nach Gestaltung der eigenen Biographie, Transformation und Identität im Heute.